Interview mit der Autorin

Maja Roedenbeck, was hat Sie dazu bewegt, sich mit der Szene der Absolute Beginners zu beschäftigen?

Meine Agentin Pia Christ von der Agentur wortvollendet ist mit dieser Themenidee auf mich zugekommen, weil es auch in meinen vorigen Büchern um authentische Lebensbeichten zu gesellschaftlich relevanten Themen gegangen war – und ich war gleich Feuer und Flamme. Denn mir war sofort klar, dass  es hier nicht nur um ein Nischenthema für Exoten geht, sondern um ein essentielles Problem unserer Gesellschaft: um die Leiden der Liebe im 21. Jahrhundert. Und davon sind wir alle betroffen. Abgesehen davon, dass es viel mehr Absolute Beginners gibt als oft angenommen wird!


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Hatten Sie vor Ihrer Arbeit an dem Buch bereits Kontakt zur Szene der Absolute Beginners?

Aus dem Stehgreif fielen mir damals drei Leute aus dem Bekanntenkreis ein, die alleine durchs Leben gingen und das schon immer getan hatten. Keiner von ihnen redete darüber. Keiner von uns kam jemals auf die Idee, sie ernsthaft zu fragen wie es ihnen damit ging. Wir nahmen sie wie sie sind, was ja nicht das Schlechteste ist, und gaben gelegentlich gut gemeinte, aber oberflächliche Ratschläge, was für einen Absolute Beginner ziemlich schlimm ist, wie sich im Buch zeigt. Doch nun schien es mir plötzlich spannend, in die Lebenswelt dieser Menschen einzutauchen.


Wie verlief die Arbeit am Buch?

Ich habe ein Jahr lang Interviews gesammelt, Hintergrundliteratur und Studien gewälzt und an dem ersten Manuskript gearbeitet. Meine Interviewpartner habe ich hauptsächlich in den AB-Foren gefunden, wo ich als ehrlich interessierte Autorin freundlich empfangen worden bin. Ich wollte unbedingt auch Betroffene mit aufnehmen, die keinen Kontakt zur AB-Szene hatten, doch das ist mir nur begrenzt gelungen. Manche Interviews wurden telefonisch geführt, zu anderen habe ich mich mit den Protagonisten in ihrer Heimat getroffen. Einmal kam eine Gruppe zu einem Forentreff in meine Wahlheimat Berlin und ich traf den Szenegründer Lion am Rande dieser Veranstaltung. Dabei entstand die spannende Interviewsequenz für das Buch, in der Lion erstmals ausführlich über die Entstehung der AB-Szene im Internet spricht.

Was möchten Sie mit dem Buch erreichen?

Ich möchte meine Leserinnen und Leser dazu einladen, sich unvoreingenommen auf die Lebensgeschichten anderer Menschen einzulassen und dabei etwas über sich selbst zu lernen. Ich betrachte mich als Sprachrohr der Absolute Beginners. Viele von ihnen wünschen sich Statistiken, aus denen hervorgeht, dass sie in nennenswerter Zahl in unserer Gesellschaft leben. Ich denke, es ist viel wichtiger, ihre Botschaft an alle Nicht-Betroffenen in Worten rüberzubringen: Wir sind keine Freaks, wir sind genauso normale Menschen wie ihr! Wir sind viel mehr als ihr denkt! Und wir sind es leid, wegen unserer Unerfahrenheit schief angeguckt zu werden. Denn die hat nichts mit persönlichem Versagen zu tun, sondern immer auch mit der Gesellschaft, in der wir alle leben!

2 Gedanken zu „Interview mit der Autorin

  1. Simone sagt:

    Vielen herzlichen Dank, dass sie so lange gekämpft und nicht aufgegeben haben dieses Buch in die Öffentlichkeit zu bringen. Es hat sich gelohnt!

  2. Maja Roedenbeck sagt:

    Liebe Simone, das ist so lieb, dass du das sagst! Und der „Kampf“ geht weiter, denn nun müssen Buchhändler überzeugt werden, dass sie „Und wer küsst mich?“ ruhig mal in die Ratgeber-Ecke stellen können, und Lesungs-Veranstalter, dass auch Tabu-Themen ihr Publikum haben, der Verlag, dass dieser Buch-Blog wichtig ist, und und und … LG, Maja

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