Im Buch gibt es ein Kapitel namens „Wie werde ich ein Ex-AB?“ (Seite 151). Die Tipps darin habe ich mir nicht selber ausgedacht oder von einem superschlauen Psychologen ausdenken lassen, sondern sie stammen aus Berichten von Ex-ABs oder Betroffenen, die zumindest schon ein gutes Stück weiter gekommen sind auf dem Weg dahin, sich selbst zu mögen und eine gewisse Lockerheit gegenüber potentiellen Partnern zu entwickeln. Einige der Tipps habe ich hier für euch zusammengestellt. Und jetzt bin ich neugierig: Welche Tipps habt ihr schon ausprobiert, welche haben euch geholfen, welche nicht und welche kennt ihr noch? Hier die Tipps:
1. Oute dich einer sorgfältig ausgewählten Person gegenüber! Es müssen nicht alle von deiner Unerfahrenheit wissen (und schon gar nicht potentielle Partner!), aber eine beste Freundin oder ein Therapeut können mit dir an deinem Selbstbewusstsein und Auftreten arbeiten und dir eine Stütze sein.
2. Suche Anschluss an die AB-Community im Internet! Niemand versteht dich besser als andere Betroffene, und unter Gleichgesinnten im Forum oder bei AB-Treffen fühlst du dich gleich nicht mehr so allein. Links zu den einschlägigen Foren hier.
3. Trainiere deine Körperwahrnehmung im Tanzkurs, beim Yoga oder indem du zur Massage gehst! Das tut dir selbst gut und macht dich lockerer in Sachen Körperkontakt.
4. Probiere einen Umzug in eine andere Stadt oder einen Jobwechsel – viele Betroffene berichten, dass es Ihnen dadurch gelungen ist, aus eingefahrenen Verhaltensmustern auszubrechen und ein ganz neues Ich auszuprobieren!
5. Hol dir nach erfolglosen Flirts ein Feedback von einem Vertrauten, der dabei war: Wie kamst du rüber? Was kannst du nächstes Mal besser machen? ABs haben oft Probleme, die Situation richtig einzuschätzen. Oder vielleicht hast du ja auch alles richtig gemacht und es hat einfach nicht sollen sein? Das ist auch gut zu wissen.
6. Konzentriere dich zunächst darauf, besser mit dir selbst klarzukommen. Ex-ABs berichten, dass das Partnerfinden am Ende eher ein Nebeneffekt der Tatsache war, dass sie mehr für sich selbst getan haben: Sport, Diät, Stilberatung, neue Interessen ausprobieren o.ä.
7. Tappe nicht in die Kumpelfalle! Viele ABs hängen sehr an einem langjährigen guten Freund oder einer Freundin und hoffen, dass daraus noch eine Beziehung werden könnte, obwohl der andere nur Freundschaft empfindet. Löse dich aus dieser Kumpelfreundschaft – sie hindert dich nur daran, eine echte Partnerschaft zu finden!
8. Sammele erste Sexerfahrungen ruhig mit Menschen, die für eine Beziehung nicht infrage kommen z.B. beim One-Night-Stand oder mit einem Surrogatpartner. Bei echten Beziehungskandidaten hast du dann schon Übung und kannst viel lockerer im Bett sein!
9. Verabschiede dich von der Idealvorstellung eines Traumpartners! Perfektionismus bringt uns im Leben und in der Liebe nicht weiter, sondern erzeugt nur Druck. Neben einem Menschen, der genauso seine Macken hat wie wir selber, fühlen wir uns alle wohler.
10. Nimm Misserfolge nicht persönlich! Auch für „Normalos“ gehört es in Sachen Liebe und Sex dazu, dass man vom Partner verletzt oder enttäuscht wird, dass ein Flirt erfolglos bleibt oder dass beim Sex etwas Peinliches passiert. Warum solltest du als AB davon verschont bleiben?
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Und mache Dich frei davon, perfekt sein zu müssen. Das ist niemand, die anderen von denen Du das denkst auch nicht.
Nick Vujicic war auch länger ein AB. Nun ist er glücklich verheiratet:
http://liebe-finden.eu/wer-liebt-mich-bin-ich-liebenswert-bin-ich-attraktiv/#&panel1-1
Viel Erfolg, Du hast es verdient!
Ein Job und Ortswechsel ist sehr extrem und mutig und gerade deshalb so erfolgreich. Man nimmt die Umgebung viel aufmerksamer wahr und hat automatisch eine andere Ausstrahlung. Es fühlt sich gut an, als anderer Mensch in eine neue Welt einzutauchen. Vielleicht gibt es auch mögliche Jobs ne denen man viele potenzielle Partner findet? Dann unbedingt eine solche Arbeitsstelle wählen. Oder ein Nebenjob im Restaurant o.ä. nicht des Geldes wegen sondern wegen der Menschen. Viel Erfolg!
Hi Lia, das Gute an einem Job- oder Ortswechsel ist ja auch, dass die Leute in der neuen Umgebung einen überhaupt nicht kennen, überhaupt keine Vorurteile oder überhaupt eine festgefahrene Meinung zu einem haben. Man kann sich selbst nochmal völlig neu erfinden. Ich war als Teenager auch sehr schüchtern und habe erst beim Austauschjahr in den USA erlebt, dass ich auch ganz anders rüberkommen kann. Von da an wurde alles anders! LG, Maja
Lächerlich, einem AB zu einem One-Night-Stand zu raten. Das ist so ziemlich die größte Demütigung für so jemanden.
Hi as140, aus meinen zahlreichen Gesprächen mit ABs weiß ich, dass sie durchaus in Situationen kommen, wo ein One-Night-Stand möglich wäre, dass sie diese Gelegenheiten aber ausschlagen, weil sie sagen: Wenn ich jetzt schon so lange warten musste, will ich keinen schnellen Sex mit einem unperfekten Partner, sondern die echte große Liebe. Und das ist eben eine fragwürdige Einstellung, denn auch Menschen mit einem „normalen“ Liebeslebenslauf mussten üben und möglicherweise unperfekte Erlebnisse durchmachen, bevor sie den Partner ihres Lebens gefunden haben. Darauf zielt dieser Tipp ab. LG, Maja
Meine Rede! Für einen One-Night-Stand, sprich schnellen Sex, braucht man meiner Meinung nach so ziemlich alles was ein AB nicht hat: Selbstbewusstsein, Gelassenheit, Flirtskills, Taktgefühl, … wie sich für einen echten AB die Gelegenheit für einen One-Night-Stand ergeben soll ist mir ein Rätsel.
Hallo Alex, auch für einen Nicht-AB läuft ein One Night Stand ja nicht immer wie im Hollywood Film: man spricht sich in der Bar an, entdeckt entweder sofort eine tiefe Seelenverwandtschaft oder einen gemeinsamen Humor, mittels dessen man Schlagfertigkeiten austauscht, und irgendwann landet man nach einem grandiosen Abend im Bett. Wenn man sich einen ONS so vorstellt, ist ein AB sicher eher nicht die richtige Zielgruppe. Aber meine Interviewpartner berichteten durchaus von Gelegenheiten bei denen es Annäherungsversuche gegeben hat, die sie ausgeschlagen haben, weil nicht alles perfekt war (siehe Buch). One Night Stand kann auch bedeuten, bei solchen Gelegenheiten einmal nicht die Flucht zu ergreifen, sondern schauen, wohin es führt. Aber ich habe verstanden: Für dich ist das nicht der richtige Tipp. Hast du bessere Tipps, die man in die Top10 aufnehmen sollte? LG, Maja
Nun ja, der offensichtlichste Tipp wäre natürlich die Ursache für die Probleme mit dem anderen Geschlecht zu finden, d.h. sich die Zeit nehmen gründlich nachzudenken und in sich hineingehen um herauszufinden warum es mit dem anderen Geschlecht nicht funktioniert. Man sollte sich Fragen stellen wie: Ist es einfach nur starke Schüchternheit oder ein gravierendes Leiden wie soziale Phobie? Gab es in der Kindheit ein Trauma mit dem anderen Geschlecht? usw. Diesen Prozess der Ursachenforschung kann man auch mit einem Therapeuten machen falls es einem alleine nicht gelingt. Kennt man die Ursache kann man einen Plan erstellen wie man diese Ängste abbaut, wenn nötig auch Hilfe eines Therapeuten und Medikamenten.
Ich kann natürlich nicht für alle ABs sprechen, aber ich glaube wenn es bis 30 mit den anderen Geschlecht nicht geklappt hat, liegen ernsthaftere Probleme vor wie Schüchternheit. Tipps wie „übe mit One-Night-Stands“ kommen einem da wie Hohn vor, denn wenn man ONS haben könnte, wäre man wahrscheinlich gar kein AB mehr.
Wenn ein AB die Gelegenheit zu einem One Night Stand ausschlägt, dann kann es sich nicht um einen echten AB gehandelt haben. Mir jedenfalls ist sowas noch nie passiert und kann mir das daher auch nicht vorstellen.
Danke für deinen Kommentar, Dietmar! Meist du das so, dass ein echter AB so ausgehungert nach Berührungen wäre, dass er den One Night Stand auf jeden Fall mitnehmen würde, wenn er die Chance bekäme? Wie oben schon gesagt, mir haben viele Betroffene von ihrer Abscheu gegen schnellen Sex ohne Liebe berichtet.
Vielleicht ist die Situation, sich in dem Moment vorzustellen, dass Frau ja spätestens „beim Akt“ merken würde, dass man ein AB ist, auch zu viel. Man müsste sich ja „outen“. Jedenfalls habe ich als ehemaliger ABler in solchen SItuationen abgeblockt.
Hi Freddy! Wieso merkt eine Frau beim Akt zwangsweise, dass der Mann AB ist? Viele Männer, auch solche, die schon Sex hatten, sind im Bett unsicher. Genauso viele, auch selbstbewusste Männer mögen es, wenn die Frau die Initiative übernimmt (oben sitzt, Reiterstellung). Man könnte als AB also versuchen zu sagen: Ich mag es, wenn du oben bist. Dann muss „Mann“ sich eigentlich nur hinlegen und die Frau muss ran. Das sollte danach nicht immer so laufen, aber für das erste Mal ist es vielleicht eine Idee. Auch freuen sich Frauen, wenn der Mann sagt: Sag mir, was du gern hast/was dich erregt! Sag mir genau wie du es haben willst! Denn viele Männer fummeln einfach drauflos. Ohnehin möchte es jede Frau ein bisschen anders. Wenn ein Mann nachfragt, wirkt er deshalb nicht unsicher, sondern sogar besonders souverän, und die Frau freut sich, dass sich mal jemand für ihre Bedürfnisse interessiert.
Ich finde den Tipp Sexualität ohne Liebe in Affären und One Night Stands kennen zu lernen ganz, ganz schlecht. Ich bin eine Frau, die AB ist und für mich isr klar, dass ich ein 1. Mal und Sexualität generell ausserhalb einer Beziehung nicht genießen könnte. Wenn ein Mensch nicht der Typ für Sex ohne Liebe ist, dann ist er es nicht, egal ob AB oder nicht AB. Ich persönlich würde mich wie bei einer Vergewaltigung fühlen und mittendrin abbrechen oder zu weinen anfangen und davonlaufen.
Ebenfalls schlecht finde ich den Tipp mit den AB Foren im Internet. Nicht ABs in meinem Umfeld haben mir geraten, die Foren nicht mehr zu besuchen, da sie nur ein Platz für Selbstmitleid und Jammern seien und man als ABler am Meisten letnt, wenn man sich mit Normalos umgibt. Jedenfalls kommt die Nutzung von AB Foren bei Normalos ganz schlecht an.
Hallo Papagena, vielen dank für deine Meinung! Hast du stattdessen bessere Tipps? Die würde ich sehr gerne hören! LG, Maja
Das Buch, um das es hier geht, habe ich schon vor geraumer Zeit gelesen und bin sehr dankbar dafür, dass sich ENDLICH jemand professionell und menschlich gleichermaßen mit diesem schwierigen Thema auseinandergesetzt hat. An dieser Stelle daher explizit an die Autorin: Vielen Dank!
Leider kann ich keine neuen Tipps beisteuern, sehr wohl aber noch etwas aus der Perspektive eines Betroffenen – was so denke ich, hier niemals schaden kann. Ich selbst bin männlich, fast 33 und HC-AB. Sprich, noch nicht Mal Händchenhalten, Sex ist ein Wort aus einer anderen Sprache. Das ist sogar unter ABs recht ungewöhnlich in diesem Alter, soweit ich es überblicke. Ich hatte ein, zwei Gelegenheiten im Leben, die WOMÖGLICH einen One-Night-Stand erlaubt hätten, mehr war da nicht. Der Tipp diesbezüglich mag in der Theorie gut sein, praktisch würde ich lieber in einen Bottich voll Säure springen, so groß ist meine Angst davor in der Praxis (pardon für die Direktheit). Daher leider nicht für jeden brauchbar, sicher für manche. Und natürlich will auch ich im Grunde Liebe beim Sex und kann das geistig nicht trennen.
Was ich auch bedingslos unterschreibe, ist Papagenas Kritik an den Foren. Die sind AM ANFANG ganz gut, um sich der Lage einigermaßen bewusst zu werden in ihrer Tragweite. Aber spätestens dann sollte man da abhauen, die Nutzer zerfließen vor Selbstmitleid und führen ellenlange Diskussionen, die nie zu etwas führen. Besser mit Normalos umgeben, das ist wichtig – wenn auch ebenfalls nicht für jeden gleich einfach, so spielt eben das Leben.
Viele Grüße :)!
Hallo Ferdinand, ich freue mich sehr über deinen Dank und dass dir mein Buch gefallen hat! Danke auch für deinen Kommentar. Sicher hast du Recht, nicht jeder Tipp ist für jeden gleich gut geeignet. LG, Maja