Ich hatte Erotikcoach Monika Büchner ja auch hier im Blog schon ausführlich interviewt und einen Audiobeitrag für SWR2 Tandem mit ihr gemacht. Nun ist sie mit einem großen Interview in der „Welt“ print und online. Lesenswert! Hier geht’s zur Onlineversion: Mit 25 noch nie Sex gehabt. Und nun?
Neues Absolute Beginner-Portrait bei Spiegel Online: Hannah, 27, unberührt
Absoluter Beginner sein – wie fühlt sich das an?
Heute bekam ich folgende seriöse Medienanfrage von einer Redakteurin des Magazins Emotion:
Ein Absolute Beginner sein – wie fühlt sich das an? Dieser Frage möchte ich in einem Artikel für eine Frauenzeitschrift nachgehen und bin auf der Suche nach einer Frau über 30 Jahre, die noch Jungfrau ist und mit uns sprechen würde. Der Text wird eine Seite lang sein und soll in der Ich-Form geschrieben sein. Wer also gerne schreibt, kann den Text auch selber formulieren. Ansonsten können wir telefonieren oder ich schicke die Fragen per Mail. Namen und alles weitere können wir anonymisieren. Es geht vor allem um eure Innensicht: Beschäftigt es euch, noch Jungfrau zu sein oder denkt ihr da gar nicht so viel drüber nach? Vermisst ihr körperliche Nähe? Oder seid ihr glücklich, so wie ihr lebt? Geht ihr offen damit um, Jungfrau zu sein? Oder schämt ihr euch manchmal? In welchen Situationen? Wünscht ihr euch mehr Verständnis von euren Mitmenschen oder findet ihr das Thema Sex wird überbewertet? Fragen und alles Weitere gerne per Mail an: marie.sophie.krone@emotion.de.
Sascha (28) Informatiker: „Ich betrachte meine Beziehungslosigkeit als Behinderung“
Ich mache mehrere Faktoren dafür verantwortlich, dass ich keine Partnerin finde, und es ist schwer zu definieren, inwiefern sie sich gegenseitig beeinflussen und wo mein Leiden angefangen hat. Der einzige Faktor, der von außen reinspielt, ist die Emanzipation. Ich bin kein Mann, der sagt: „Frauen gehören an den Herd!“ Aber es kann doch keiner leugnen, dass noch vor zehn oder zwanzig Jahren viele Paare zusammenfanden, weil Männer und Frauen nur ein einziges Bild von einer Beziehung vermittelt bekamen: Der Mann war der Versorger, die Frau kümmerte sich um Kinder und Haushalt. Die Emanzipation hat mit diesem Bild gebrochen, was gut ist, uns aber auch mit einigen inkonsequenten Folgeerscheinungen zurückgelassen hat. Einerseits denken Frauen jetzt, was völlig in Ordnung ist, an ihre eigenen Karrieren, sind nicht länger auf die Männer als Versorger angewiesen und gehen ihre eigenen Wege. Andererseits retten sie die Emanzipation aber nicht mit hinüber ins Beziehungsleben. Da kommt kaum eine Frau auf die Idee, mal den ersten Schritt zu wagen. Da suchen sie nach den alten Mustern einen dominanten Mann, der das schon alles in die Wege leitet. Erfahren soll er sein und auf gar keinen Fall psychisch angeknackst. Daran wird sich auch in den nächsten Jahren nichts ändern.
Lucy (26), Mitarbeiterin in einem Pharmazieunternehmen: „Es ist wie die Sehnsucht nach dem Meer“
Gelitten habe ich unter meiner Situation noch nie, aber mit jedem Jahr, das ich älter werde, kann ich noch ein bisschen besser damit umgehen. Meine Situation, das heißt: Ich habe geküsst und Petting erlebt, aber ich bin noch Jungfrau. Ich bin mit Jungs gegangen, aber nie in einen von ihnen verliebt gewesen. Natürlich habe ich manchmal so meine Anwandlungen. Bin traurig, weil ich keinen Partner habe, mit dem ich mein Leben teilen kann. Torschlusspanik ist das richtige Wort. Und Angst ist das richtige Wort für das Gefühl, das mich erfüllt, wenn ich manchmal daran denke, dass ich im Alter vielleicht ganz allein sein werde. Aber jetzt ist es bequem, beziehungsfrei zu sein. Mein böser Geist grinst immer in sich hinein, wenn Freunde mir von den Desastern in ihren aktuellen oder vorherigen oder gewünschten oder was auch immer für Beziehungen erzählen. „Davor hast du deine Ruhe!“, gratuliert er mir dann.
Geheimtipp von AB-Coach Klaus Schorn: Sich selbst als sexuelles Wesen akzeptieren
In Teil 1 unseres Interviews hat Klaus Schorn, Heilpraktiker und AB-Coach aus Offenburg, erklärt, wie bei ihm ein AB-Coaching funktioniert. In Teil 2 ging es um den Selbstschutzmechanismus bei Unerfahrenen. In Teil 3 wollen wir nun wissen, ob so genannte Kuschelpartys das Richtige für Absolute Beginners sind, um sich an die körperliche Nähe mit anderen Menschen heranzutasten.
Herr Schorn, was ist eine Kuschelparty und ist das das Richtige für ABs?
Eine Kuschelparty ist eine Veranstaltung, wo Menschen nichtsexuelle körperliche Nähe genießen können. Es gibt einen schönen Raum, in der Regel zwei Leiter, die durch den Abend führen und eine überschaubare Zahl von Teilnehmern und Teilnehmerinnen. Zunächst wird der Rahmen erklärt, es gibt Regeln, an die sich alle halten müssen (z.B. kein Sex, niemand tut etwas was er oder sie nicht möchte, vor einer Berührung wird erst gefragt etc). Dann gibt es einige Übungen, die erst vom Kopf in den eigenen Körper führen und dann den Weg bereiten, auch mit anderen Menschen in Kontakt zu gehen. Meist sind das Umarmungen, streicheln oder einfach nur nebeneinander liegen. Das klingt sehr merkwürdig, hinterher sagen aber fast alle Teilnehmer, dass es sich überraschender Weise völlig natürlich und richtig angefühlt hat. Was von allen Teilnehmern erwartet wird, ist:
- die Fähigkeit, für sich selbst Verantwortung übernehmen zu können, also zu sagen wenn man etwas nicht möchte oder etwas anderes sehr gerne hätte.
- die Bereitschaft, sich an die Regeln zu halten.
- das Beherrschen von ganz grundlegenden Kommunikationstechniken.
Ehemaliges Forum „Unerfahren“ wurde relauncht und heißt jetzt „Absolute Beginners: introspektiv“
Ich bekam eine Mail von Lion, dem Gründer des ersten AB-Forums im deutschsprachigen Internet, das 1998 an den Start ging (im Buch ab S. 41 findet ihr ein Interview mit ihm): Ich möge euch doch bitte mitteilen, dass das AB-Forum „Unerfahren“ relauncht wurde und jetzt „Absolute Beginners: introspektiv“ heißt. Gerne mach ich das! Nicht nur der Name hat sich geändert, sondern auch die Forenphilosophie wurde überarbeitet bzw. einfach nochmal auf den Punkt gebracht, nachdem in letzter Zeit zunehmend in die falsche Richtung diskutiert wurde. Hier das, was Lion schreibt:
„Das Wort introspektiv bedeutet: „auf dem Weg der Innenschau, der (psychologischen) Selbsterkenntnis“ und drückt aus, um was es im Forum im Wesentlichen gehen soll. Das Forum soll der (gegenseitigen) Hilfe der von Beziehungsunerfahrenheit Betroffenen dienen und eine Möglichkeit bieten, dass sich jede(r) Betroffene intensiv mit der eigenen Problematik auseinandersetzt. Wir, die Macher dieses Forums, begreifen dabei das AB-sein in erster Linie als Weiterlesen
AB-Coach Klaus Schorn: „Manchmal ist Selbstschutz wichtiger als die Erfüllung des Beziehungswunsches“
Im 1. Teil des Beitrags hat Klaus Schorn, Heilpraktiker und AB-Coach aus Offenburg, erklärt, wie bei ihm ein AB-Coaching funktioniert und an welchen Zielen Betroffene dort arbeiten können. Nun folgt Teil 2 des Interviews über den Selbstschutzmechanismus bei Unerfahrenen und Schorns eigene Erfahrungen als Ex-AB.
Herr Schorn, warum ist es wichtig für Betroffene, ein Coaching bei einem Therapeuten zu machen, der sich mit ABs auskennt?
Ich glaube, dass auch Therapeuten ohne AB-Erfahrung gute Arbeit leisten können. Vielen von ihnen ist die Thematik jedoch völlig fremd. Beziehungslosigkeit ist keine Krankheit und wird deshalb in den psychologischen Ausbildungen nicht gelehrt. Der erste Impuls des Therapeuten ist dann auch oft nicht professionell, sondern aus eigener Alltagserfahrung heraus: „Na, Sie sehen doch ganz normal aus, Sie müssen einfach mehr unter Menschen, dann klappt das schon.“ Da braucht es dann einige Erklärungen, dass es so einfach eben nicht ist. Dass z.B. nach vielen Enttäuschungen der Selbstschutz wichtiger werden kann als die Erfüllung von Wünschen. Das ist ein Umweg, der bei einem Therapeuten oder Coach wegfällt, der mit dem Thema vertraut ist.
Gibt es auch Fälle, in denen der klassische Therapeut die bessere Wahl ist?
Nur falls schwere psychische Beeinträchtigungen vorliegen, ist eine klassische psychotherapeutische oder psychiatrische Begleitung erst mal sinnvoller. Eine akute Depression ist z.B. kaum der Zustand, wo man in Liebesdingen zu neuen Ufern aufbrechen kann.
Auf Ihrer Website outen Sie sich selbst als Ex-AB – wie war das bei Ihnen mit der langjährigen Unerfahrenheit und wie konnten Sie diese schließlich durchbrechen?
Ich war als Kind vorsichtig bis ängstlich dem Leben gegenüber. Neue Situationen überforderten mich, ich suchte Halt in der Routine. Das hielt sich lange und vertrug sich natürlich nicht gut mit Flirten, Lust und Sinnlichkeit. Die katholische Kirche hatte außerdem gute Arbeit bei mir geleistet, einen entspannten Zugang zur Lust zu verhindern. So verpasste ich den Anschluss. Ich war so vorsichtig den Frauen gegenüber, dass ich öfters vorsichtig gefragt wurde, ob ich schwul sei. Die Sehnsucht nach den Frauen war aber definitiv da! Was also tun?
Ich ging zu einer Prostituierten, um endlich meine Jungfräulichkeit los zu werden. Das war ein spannender, sehr angenehmer Abend, nur fühlte ich mich danach immer noch als Jungfrau. Ich hab damals lieber geschrieben als geredet. Also nutzte ich die Bekanntschaftsanzeigen in der Zeitung. Das führte sogar zu einigen Treffen, die allesamt nicht über ein, zwei mal Kaffeetrinken hinaus gingen, wenigestens aber schöne Nachmittage brachten. Und dann ergab sich ein Kontakt, der ein halbes Jahr lang nur per Telefon lief. Als wir uns dann endlich gegenüber standen, funkte es ziemlich schnell. Ich gestand ihr meine Unerfahrenheit, sie reagierte freundlich aber reserviert: „Das will frau nicht, denn den lernst du an und dann ist er weg!“ Das war bitter. Ich nahm allen Mut zusammen, ging am nächsten Tag trotzdem noch mal hin, hatte Blumen dabei, küsste sie irgendwie (ich hatte das vorher an meiner eigenen Hand ausprobiert…) und dann geschah es, dass wir doch im Bett landeten. Das klappte dann überraschend gut. Die Beziehung hielt nicht lange, aber der Bann war gebrochen. Hätte dieses Mädchen damals abfällig oder verächtlich reagiert weiß ich nicht, ob ich mich noch mal irgendwann getraut hätte.
Da scheint es mir doch sinnvoller, wenn man sich selbst vorbereiten kann und nicht nur auf das Verständnis eines anderen Menschen hoffen muss, der vielleicht mit der Situation auch überfordert ist.
AB-Coach Klaus Schorn: „Normalos sind für ABs durchaus einholbar“
Ich liebe Networking und Schneeballeffekte! Nachdem unsere Sendung „Und wer küsst mich?“ bei SWR2-Tandem gelaufen war, meldete sich bei Erotikcoach Monika Büchner, die ich für den SWR2 zu ihrer Arbeit mit Absolute Beginners interviewt hatte, ein Herr, der ebenfalls ein Konzept entwickelt hat, um Absolute Beginners zu einem „normalen“ Liebesleben zu verhelfen: Klaus Schorn, Heilpraktiker und Coach aus Offenburg. In einem Interview in mehreren Teilen stelle ich ihn euch hier im Blog vor.
Herr Schorn, Sie bieten ein Coaching für ABs an – wie funktioniert das, was kostet das, wie lange dauert das, was ist das Ziel?
Das Ziel ist, dass ein AB die Fähigkeiten, die ihm mangels Erfahrung noch fehlen, in geschütztem Rahmen nachholen und üben kann.
In Ihrem Buch taucht das Bild auf, dass man, wenn man Klavierunterricht nimmt, üben sollte, bevor man auf eine große Bühne geht, und dass es mit Liebe und Sex ganz ähnlich sei. Ich glaube, die Realität des partnerschaftlichen und sexuellen Miteinanders ähnelt eher dem Gitarrenspiel, wo die meisten Hobbymusiker sich mit ein paar Akkorden und überschaubarem Aufwand ganz ordentlich durchwurschteln. Die ‚Normalos‘ sind größtenteils auch keine Ausnahme-Virtuosen in Sachen Kommunikation. Also durchaus einholbar für einen Absolute Beginner.
Annalena (35): Mein Date mit einem Absolute Beginner
Ich hatte mich in einer Kneipe mit dem Mann verabredet, der offenbar an mir interessiert war, weil ich innerhalb kürzester Zeit gerade zwei Trennungen hinter mir hatte. Ich war offen für alles, eine neue Beziehung, vielleicht auch nur eine schöne Nacht. Nachdem die anderen beiden Typen, eine längere Beziehung und eine kurze Affäre, mein Selbstbewusstsein arg angeknackst hatten, hätte es der Mann ziemlich einfach gehabt, mich für sich zu gewinnen. Was ich wollte, waren ein paar Komplimente, das Gefühl, begehrt zu werden, etwas Besonderes zu sein, Aufmerksamkeit geschenkt zu bekommen. Ich hatte solche Sehnsucht nach körperlicher und seelischer Nähe, dass ich auf die kleinste Geste, die kleinste Nettigkeit angesprungen wäre. Aber das ist ja dann nach hinten losgegangen.