Ich mache mehrere Faktoren dafür verantwortlich, dass ich keine Partnerin finde, und es ist schwer zu definieren, inwiefern sie sich gegenseitig beeinflussen und wo mein Leiden angefangen hat. Der einzige Faktor, der von außen reinspielt, ist die Emanzipation. Ich bin kein Mann, der sagt: „Frauen gehören an den Herd!“ Aber es kann doch keiner leugnen, dass noch vor zehn oder zwanzig Jahren viele Paare zusammenfanden, weil Männer und Frauen nur ein einziges Bild von einer Beziehung vermittelt bekamen: Der Mann war der Versorger, die Frau kümmerte sich um Kinder und Haushalt. Die Emanzipation hat mit diesem Bild gebrochen, was gut ist, uns aber auch mit einigen inkonsequenten Folgeerscheinungen zurückgelassen hat. Einerseits denken Frauen jetzt, was völlig in Ordnung ist, an ihre eigenen Karrieren, sind nicht länger auf die Männer als Versorger angewiesen und gehen ihre eigenen Wege. Andererseits retten sie die Emanzipation aber nicht mit hinüber ins Beziehungsleben. Da kommt kaum eine Frau auf die Idee, mal den ersten Schritt zu wagen. Da suchen sie nach den alten Mustern einen dominanten Mann, der das schon alles in die Wege leitet. Erfahren soll er sein und auf gar keinen Fall psychisch angeknackst. Daran wird sich auch in den nächsten Jahren nichts ändern.
Schlagwort: Protokoll
Lucy (26), Mitarbeiterin in einem Pharmazieunternehmen: „Es ist wie die Sehnsucht nach dem Meer“
Gelitten habe ich unter meiner Situation noch nie, aber mit jedem Jahr, das ich älter werde, kann ich noch ein bisschen besser damit umgehen. Meine Situation, das heißt: Ich habe geküsst und Petting erlebt, aber ich bin noch Jungfrau. Ich bin mit Jungs gegangen, aber nie in einen von ihnen verliebt gewesen. Natürlich habe ich manchmal so meine Anwandlungen. Bin traurig, weil ich keinen Partner habe, mit dem ich mein Leben teilen kann. Torschlusspanik ist das richtige Wort. Und Angst ist das richtige Wort für das Gefühl, das mich erfüllt, wenn ich manchmal daran denke, dass ich im Alter vielleicht ganz allein sein werde. Aber jetzt ist es bequem, beziehungsfrei zu sein. Mein böser Geist grinst immer in sich hinein, wenn Freunde mir von den Desastern in ihren aktuellen oder vorherigen oder gewünschten oder was auch immer für Beziehungen erzählen. „Davor hast du deine Ruhe!“, gratuliert er mir dann.